Die Geschichte des Cannabis
Cannabis sativa ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. In China wurde er schon vor mindestens 10.000 Jahren genutzt. „Ma“, wie die Chinesen den Hanf nannten, lieferte ihnen nicht nur wohlschmeckende und nahrhafte Samen, auch die Stängel mit ihren besonders langen und nahezu unverwüstlichen Fasern wusste man schon früh zu schätzen. Bereits im Shen nung pen Ts'ao king, einem vermutlich ungefähr zu Beginn unserer Zeitrechnung verfassten chinesischen medizinischen Text, beschreibt der Autor, wie Hanf als Heilmittel gegen Malaria, Rheuma und viele andere Unpässlichkeiten eingesetzt werden kann.
Die so vielseitig einsetzbare, schnell wachsende Pflanze mit ihren charakteristisch handförmigen Blättern konnte nur göttlichen Ursprungs sein. So verwundert es denn auch nicht, dass Hanf bei hinduistischen Zeremonien als Schutz gegen das Böse Verwendung fand. Von Buddha heißt es, er habe sich auf seinem Weg zur Erleuchtung nur von Hanfsamen ernährt (die Samen selbst haben keine berauschende Wirkung).
Über Indien und die antiken Hochkulturen im heutigen Irak trat der Hanf seinen Siegeszug um die Welt an. In Europa sind die ältesten Funde ca. 5.500 Jahre alt und stammen aus dem Raum Eisenberg (Deutschland). Aus der Gegend des heutigen Litauen stammen Funde von Hanfsamen ca. 2500 v. Chr. und eines Hanffadens ca. 2300 v. Chr. Die alten Griechen und ihre ägyptischen Nachbarn kleideten sich oft mit Hanf -- Kleidung aus Hanfgewebe wird von Herodot (450 v. Chr.) erwähnt. Hanf und Flachs waren lange Zeit die wichtigsten Faserpflanzen Europas. Aber auch die Wirkung von Cannabis-Gebäck, welches „Ausgelassenheit und Vergnügen hervorruft“ (Galen, 200 n. Chr.) war bei ihnen bekannt. Plinius der Ältere schreibt, dass Hanf Schmerzen lindere, und
Bei den Skythen im heutigen südlichen Russland ist seit 700 v. Chr. der Anbau von Ruderalhanf als Nutzpflanze sowie die Herstellung und der Export von Seilen bekannt. In einfachen Zelten wurde Hanf von den Skythen rituell verräuchert und die dabei entstehenden Dämpfe inhaliert.
Über die Jahrhunderte hinweg geriet die vielseitige Pflanze nie in Vergessenheit. So fand man die, im Jahre 565 n. Chr. bestattete, Merowinger-Königin Adelheid in ein Hanfkleid gewandet, das sie in die Ewigkeit begleiten sollte. Kaiser Karl der Große erließ um 800 n. Chr. mit seiner „Capitulare“ das erste Hanf-Gesetz. Es verpflichtete seine Untertanen zum Anbau dieses Rohstoffes, welcher in Friedens- und Kriegszeiten bedeutsam war.
Viele mittelalterliche Waffen wie etwa der Langbogen, dessen Sehnen aus Hanf bestanden, wären ohne die robuste und widerstandsfähige Hanffaser, die enorme Zugkräfte aushält, nicht anzufertigen gewesen.
Illustration aus dem Jahr 1885
Über Spanien fand im 13. Jahrhundert eine weitere Anwendung der Hanffaser ihren Weg nach Europa - die Papierherstellung. Da die Papierherstellung aus Holz damals noch nicht beherrscht wurde, war Hanf neben Lumpen (die selbst oft aus Hanf bestanden) der wichtigste Rohstoff für die Papierproduktion. So entstand in Nürnberg 1290 eine erste Papiermühle auf deutschem Boden. Gutenberg druckte 1455 seine berühmte Gutenberg-Bibel auf Hanfpapier und auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 können wir nur deshalb heute noch im Original bewundern, weil sie auf fast unverwüstlichem Hanfpapier verfasst wurde (und inzwischen unter Schutzgas konserviert wird). Der erste amerikanische Präsident George Washington baute selbst im großen Stil Hanf an. Viele US-amerikanische Orts- und wie Hempstead (hemp „Hanf“ ) zeigen noch heute an, wo Nutzhanf in großem Stil angebaut wurde.
Im Elbing-Preussischen Wörterbuch von etwa 1350 ist Hanf als knapios im altpreussischen Dialekt von Pomesanien dokumentiert. Bis ins 19. Jahrhundert baute man Hanf an den Berghängen entlang des Rheins an, wovon möglicherweise u. a. der Ortsname Hennef (Sieg) zeugt.
Hanfseile und Segeltuch aus Hanf waren in der Schifffahrt wichtig, da die Faser sehr widerstandsfähig gegenüber Salzwasser ist und weniger Wasser aufnimmt als beispielsweise Baumwolle -- Baumwollsegel würden bei Regen derartig schwer, dass die Masten brechen könnten. Auch Flachsleinen war ein schlechter Ersatz, da es bei Kontakt mit Wasser anders als Leinwand aus Hanf binnen weniger Monate verrottet. Venedig erreichte seine Vormachtstellung als bedeutendes Handelszentrum im Mittelalter u.a. durch die hohe Qualität der Seilerei. Kolumbus hatte beispielsweise 80 Tonnen Hanffasern in Form von Segeln und Tauen auf seinem Schiff, als er Amerika erkundete. Erst in der Mitte des 20. Jahrhundert verdrängten Kunstfasern besonders des Herstellers Du Pont den Hanf aus der Bekleidungsherstellung, unterstützt von der Anti-Cannabis Kampagne von Harry J. Anslinger. Eine Ausnahme bildet hier die „Hemp for Victory“-Kampagne des US Militärs, das dringend den Rohstoff Hanf für die Rüstung brauchte.
Gleichwohl überall in Mitteleuropa seit Jahrhunderten Hanf angebaut wurde und auch Deutschland ein bedeutender Hanfproduzent war, wurde Hanf nach dem verlorenen Krieg illegalisiert. 1964 folgte das endgültige Anbauverbot.
Die Samen der Hanfpflanze dienen seit mindestens 2000 Jahren als Nahrungsmittel. Alle 20 essentiellen Fettsäuren sind in ihnen enthalten.
Weibliche Cannabisblüte unter Natriumdampflicht
Weiterhin ist auch seit mehr als 2000 Jahren die psychoaktive Wirkung des Hanfes bekannt. Als Wirkstoffe werden hauptsächlich Cannabinoide genannt.
Quelle: Wikipedia.de |