Cannabis als Rohstoff (allgemein)
Zur Zeit ist es möglich mindestens 50.000 Produkte aus Hanf herzustellen. Dennoch wird Cannabis sativa L. wegen eines einzigen - wenn auch recht bedeutenden - Anwendungsgebietes verteufelt.
Wer heute von Hanf als Rohstoff, als natürliche Ressource spricht, meint damit in der Regel "Nutzhanf".
Moderne Hanfbauern unterscheiden vier verschiedene Teile der Pflanze mit wirtschaftlicher Bedeutung:
Samen
Die Samen – Hanfsamen sind nicht nur wohlschmeckend, sie sind auch gesund. Nachdem das Märchen vom „Rausch durch Samenkonsum“ als solches erkannt war -- die Samen sind nicht psychoaktiv --, fanden aus Hanfsamen gepresstes Hanföl (nicht zu verwechseln mit dem berauschenden Haschischöl aus den Blüten) sowie die Samen selbst als Nahrungsmittel schnell viele Freunde. Die Samen enthalten alle acht für den menschlichen Körper essentiellen Aminosäuren; hauptsächlich besteht das Hanfeiweiß aus dem Globulin Edestin, welches sehr leicht verdaulich ist. Als Proteinquelle sind Hanfsamen damit für den Menschen ideal. Hanföl (siehe dort) wiederum besitzt ein Fettsäurespektrum, welches ebenfalls ideal für den menschlichen Körper ist.
Aber auch der Presskuchen, die Samenreste nach der Ölgewinnung, sind kein Abfall. Sie finden z.B. in der Viehzucht als hochwertiges Futtermittel Verwendung. Bereits seit langem sind Hanfsamen unverzichtbarer Bestandteil von Vogelfutter, zum Beispiel für Kanarienvögel. Interessanterweise war der Import von sterilisierten Hanfsamen als Vogelfutter von der US-amerikanischen Hanfprohibition ausgenommen.
Normale Hanfsamen liefern im Schnitt gleich viele weibliche wie männliche Pflanzen.
Für den Anbau von Rauschhanf in kleinem Rahmen sind heute "feminisierte" Samen erhältlich, aus denen sich größtenteils weibliche Pflanzen entwickeln. Der psychoaktive Wirkstoff THC findet sich in besonders hoher Konzentration in unbestäubten weiblichen Blüten, während Männchen nur wenig THC produzieren; eine Trennung der Geschlechter beim Anbau von Cannabis ist deshalb wünschenswert und üblich. Feminisierte Samen reduzieren den Aufwand der Züchter erheblich - alle Pflanzen können zur Cannabis-Produktion verwendet werden, die Aufzucht der Männchen bis zur Geschlechtsreife entfällt.
Der Hanfsamen zählt im botanischen Sinne zu den Nussfrüchten.
Fasern
Hanffasern werden durch Brechen und Walzen der Stängel vom Rest der Pflanze getrennt. Je nach Länge der so gewonnenen Faser entstehen aus ihnen grobe Fliese oder feinster Zellstoff.
- Hanffasern sind wegen ihrer Langlebigkeit und Schädlingsresistenz als Dämmstoff gefragt.
- Auch für die Herstellung von Textilien und von Papier eignen sie sich.
- Eine klassische Anwendung ist als Dichtmaterial von Rohrgewinden zu sehen. Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (vormals Gas- und Wasserinstallateur) verwenden Hanffasern um Wasser- und Heizungsrohre abzudichten. Das Hanf füllt die Gewindespalte auf, bei Flüssigkeitseinwirkung quillt die Faser auf. Dies begünstigt die Dichtwirkung, anders als z.B. beim Teflonband.
Schäben
Die Schäben sind die Reste der verholzten Pflanzenteile, die sich nicht zur Fasergewinnung verwenden lassen. Dennoch sind sie kaum weniger wertvoll. Die 31.000 t Hanfschäben, die 2003 von europäischen Hanfbauern produziert wurden, finden vor allem als Einstreu Verwendung. Besonders Pferde lieben die besonders absorptionsfähige Einstreu aus Hanf. Ihre Besitzer schätzen die leichte Kompostierbarkeit.
Blätter
Blatt und Blüte der Hanfpflanze können heute zu „ätherischen Hanfölen“ veredelt werden. Diese Wasserdampfdestillate finden dann als Geschmacksstoffe in Lebensmitteln oder als Geruchsstoff in z.B. Waschmitteln Verwendung.
Nachwachsender Rohstoff
Das von Henry Ford entwickelte Hemp Car hatte eine Karosserie aus Hanffasern. Es wurde mit Methanol betrieben, den Ford ebenfalls aus Nutzhanf gewann.
Hanf ist als nachwachsender Rohstoff wegen seiner problemlosen Zucht und vollständigen Nutzbarkeit beliebt. Es werden keinerlei Herbizide benötigt, weil die Pflanzen bereits nach wenigen Tagen den Boden vollständig beschatten, sodass kein Unkraut mehr Licht findet. In der Wirtschaft ist Hanf äußerst vielseitig einsetzbar und wird wegen seiner hohen Haltbarkeit, Umweltverträglichkeit und niedrigen Energiebilanz geschätzt. Aus Hanf können über 50.000 verschiedene Produkte aus allen Bereichen des täglichen Lebens hergestellt werden:
- Werkstoffe
- Baustoffplatten
- Dämmstoffe
- Hohlraumziegel
- Verbundwerkstoffe u.a. für automobile Anwendungen
- Pflanzensubstrate
- Einstreu
- Kosmetika
- Cremes
- Massageöl
- Seife
- Shampoo, Schaumbad
- Medikamente
- Extrakte
- Kombinationspräparate
- Monopräparate, beispielsweise Dronabinol
- Inhalationspräparate NLe
- Drogen
- Nahrungsmittel
- Futtermittel
- Öl (Hanföl), Margarine, Fette
- Samen, Wurzel Hanfriegel
- Biomasse, Öle, Ölprodukte
- Regenerative Energie (Elektrizitätswerk)
- Biomasse
- Druckfarben
- Heizöl
- Kitte
- Kunststoffe aus Öl
- Ölfarben
- Tenside
- Treibstoffe (Biodiesel)
- Papiere, Vliese, Zellstoffe, natürliche Dämmstoffe
- Bücher
- Standardpapiere und -zellstoffe
- Spezialpapiere und -zellstoffe
- Vliese
- Stoffe (Kurz- und Langfasern)
- Bekleidung und Textilien
- Brems- und Kupplungsbeläge
- Fäden, Netze, Seile
- Geo- und Agrartextilien
- Planen, Säcke, Segeltücher, Tücher
- Teppiche
Quelle: Wikipedia |